TaB*

Atelierkino

Corsage

Corsage

AUT 2022, 114 min, OV, ab 14 Jahren

Weihnachten 1877: Es ist der 40. Geburtstag von Kaiserin Elisabeth von Österreich (Vicky Krieps). In ihrer Rolle als Repräsentantin an der Seite ihres Mannes Kaiser Franz Joseph (Florian Teichtmeister) darf sie keine Meinungen äussern, sondern muss für immer die schöne, junge Kaiserin bleiben. Um dieser Erwartung zu entsprechen, hält sie an einem rigiden Plan aus Hungern, Sport, Frisieren und täglichen Messungen der Taille fest. Doch Elisabeth ist eine wissbegierige und lebenshungrige Frau, deren Widerstand gegen das überlebensgrosse Bild ihrer selbst wächst und die nicht länger in einem höfischen Korsett leben will.

In Filmen wie «Die Vaterlosen», «Was hat uns bloß so ruiniert» und «Der Boden unter den Füßen» hat die Österreicherin Marie Kreutzer immer wieder aktuelle Rollenbilder und Gesellschaftsstrukturen untersucht. Zum ersten Mal hat sie jetzt einen historischen Stoff verfilmt, tut das aber mit durchaus gegenwärtigem Ansatz. Auf den Feldern sind Traktoren zu sehen, rund 20 Jahre vor der offiziellen Erfindung des Kinos gehört die Kaiserin schon zu den ersten Menschen, deren Bewegungen auf Film gebannt werden, auf einer Harfe erklingt ein Song der Rolling Stones und auch die Wehmut von Camilles Soundtrack-Song «She was» klingt ausgesprochen modern. Diese feinen Stilbruch-Irritationen fungieren als dezenter Brückenschlag zwischen den Zeiten.
Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer stellt die Geschichte um die weltbekannte österreichischen Kaiserin Elisabeth in ein neues, modernes Licht: Als eine furchtlose, selbstbestimmte, zuweilen radikale Frau. Für deren Darstellung erhielt Vicky Krieps am Cannes Film Festival im Rahmen von Un Certain Regard den Best Performance Award.